Auf eine 900jährige Geschichte kann die gotische Klosteranlage Walkenried zurück blicken. Rund 100 Gottesmänner arbeiten, leben und beten zur Hoch- und Blütezeitzeit und über 400 Jahre währt das zisterziensisches Leben hinter Walkenrieder Klostermauern.
Seitdem nun erstreckt sich die lange Zeit der Klosternachnutzung auf nahezu 500 Jahre und viele Persönlichkeiten, Gestalter und Unbekannte haben hier gewirkt, diesen Ort besucht und zu allen Zeiten ihre Spuren hinterlassen.
Um das Jahr 1100 | |
1098 | Die Zisterzienser gründen das Stammkloster im burgundischen Citeaux. Der neue Orden der Weißen Mönche – im Gegensatz zu den schwarzen Kutten der Benediktiner ist ihre Ordenstracht weiß - verbreitet sich von hier aus über ganz Europa. |
Das 12. Jahrhundert | |
1127 | Adelheid von Walkenried stiftet das dritte Zisterzienserkloster im heutigen Deutschland. Wichtige Standortkriterien sind in Walkenried erfüllt: die Lage an einem Wasserlauf und weitab von Siedlungen sowie wirtschaftliche Entfaltungsmöglichkeiten. |
1129 | Ein Gründungskonvent mit 12 Mönchen und einem Abt aus Kloster Kamp am Niederrhein erreicht die Tochtergründung am südlichen Harzrand. |
1132 | Der deutsche Kaiser Lothar III. bestätigt die Klosterstiftung Walkenrieds. Fast alle Herrscher des 12. und 13. Jahrhunderts bestätigen und vermehren den Klosterbesitz. Der Abt von Walkenried entsendet 13 Mönche zur Gründung seines ersten Tochterklosters Schmölln. |
1137 | Die erste erfolgreiche Gründung Walkenrieds entsteht in Pforta/Naumburg. Die rund 50 m lange romanische Klosterkirche von Walkenried wird nach achtjähriger Bauzeit geweiht. |
1141 | Walkenried, in dem jetzt mindestens 60 Mönche leben, gründet sein zweites Tochterkloster Sittichenbach bei Eisleben. |
1144 | Das Kloster beginnt mit der Trockenlegung und Urbarmachung des Oberen Rieds am südlichen Harzrand. |
ab 1150 | Die Mönche betreiben zahlreiche Wirtschaftshöfe (Grangien) am südlichen, später auch am nördlichen Harzrand und in Würzburg, Bergbau und Verhüttung am Rammelsberg und im Harz bilden ein weiteres wirtschaftliches Standbein. Das Kloster entwickelt sich zu einem mittelalterlichen "Klosterkonzern". |
um 1190 | Der Wasserbautechniker und Laienbruder Jordan von Walkenried legt am südlichen Harzrand Auen und Sümpfe des Unteren Rieds trocken. |
1193/94 | Nach einem Reitunfall hält sich Heinrich der Löwe als Patient in Walkenried auf. |
Das 13. Jahrhundert | |
1204 | Spätestens 1204 wird Abt Heidenreich von Walkenried Abt im burgundischen Zisterzienserkloster Morimond – Walkenried ist das Enkelkloster von Morimond. |
1209 | Der deutsche Kaiser Otto IV. und 53 Zisterzienseräbte halten sich zu Beratungen in Walkenried auf. Heidenreich hatte den gotischen Neubau der Klosterkirche initiiert, den Otto IV. nun finanziell fördert. |
1218 | Der Abt von Walkenried nimmt dem sterbenden Kaiser Otto IV. auf der Harzburg die letzte Beichte ab. |
um 1220 | Der Walkenrieder Laienbruder und Hüttenmeister Almantis gießt wahrscheinlich den bronzenen Klosterbrunnen. Um 1220 wird die Kapelle des Mönchskrankenhauses (Infirmariumskapelle) errichtet, deren architektonische Hülle noch heute erhalten ist. |
1253 | Mit dem Abbruch der romanischen Kirche wird begonnen. |
1280 | In Walkenried leben 80 Mönche und 180 Laienbrüder. |
1290 | Die fast 100 Meter lange gotische Klosterkirche, eine der größten Kirchen Norddeutschlands, wird nach rund 80 jähriger Bauzeit geweiht. Auch der nördliche Kreuzgangflügel, der Lesegang der Mönche, ist fertiggestellt. Seine bauliche Besonderheit, die Doppelschiffigkeit und sein außergewöhnlicher künstlerischer Anspruch prägen den unverwechselbaren Hallencharakter dieses Kreuzgangflügels. Seither ist er architektonisches Alleinstellungsmerkmal und „Markenzeichen“ Walkenrieds. |
Ende 13.Jh. | Die beiden Kerngeschäfte des Klosterkonzerns, Agrar- und Montanwesen, werden weiter ausgebaut. |
Das 14. Jahrhundert | |
1300 | Das wirtschaftlich vielfältig agierende Kloster, der Weiße Konzern, sichert sich mit Geldgeschäften neue Geschäftsfelder. |
1323 | Das Kloster und seine Grangien dürfen „gegen Gesetzlose“ mit Mauer und Graben umfriedet werden. |
1326 | Die Schutzherren und Grafen von Honstein zwingen dem Kloster ein eigenes Familienmitglied als Abt auf. Die Mönche setzten sich zur Wehr. Daraufhin besetzen 1327 die Honsteiner das Kloster. |
um 1330 | Die heute noch größtenteils erhaltene gotische Klausur ist nach rund 40 Jahren Bauzeit fertig gestellt. |
1332 | Die Kapelle zur Weißen Frau auf der Ostseite des Brüdersaals wird errichtet, im 18. Jahrhundert wieder abgetragen. |
um 1350 | Die Gewinne aus der Montanwirtschaft schwinden, notwendige Investitionen in den laufenden Betrieb bleiben in der Folge aus. Durch den Stillstand in den Harzer Gruben stagniert das Walkenrieder Kerngeschäft Montanwesen völlig. Von diesem Zusammenbruch der Metallproduktion kann sich der Konzern nicht mehr erholen. Die Pest führt auch das Walkenrieder Kerngeschäft Agrarwirtschaft in eine Krise. |
1351 | Das Kloster erhält eine Reliquie mit Dornenpartikeln von Herzog Heinrich dem Älteren von Braunschweig-Grubenhagen zum Geschenk, die öffentlich zur Anbetung ausgestellt wird. |
nach 1370 | Am Chor der Klosterkirche müssen zur Beseitigung von Mauerschäden – entstanden durch hohen Grundwasserstand und andere Baumängel – kostspielige Baumaßnahmen durchgeführt werden. Der Chor wird mit einem mehreckigen Abschluss versehen. Reste von Ritzzeichnungen als Epitaph für die im Chor begrabenen Herren von Werter sind erhalten. |
um 1380 | Das Kloster und seine Wirtschaftshöfe werden wiederholt von Raubrittern überfallen. |
1399 | Der Klosterkonzern befindet sich in einer finanziellen Krise. Der Papst überträgt dem Abt des Erfurter Peterstifts die Zwangsverwaltung über das Kloster zur Schuldentilgung. |
Das 15. Jahrhundert | |
ab 1406 | Die Familienmitglieder der Grafen von Honstein dürfen in der Klosterkirche bestattet werden. |
um 1410 | Die Mönche reagieren auf die wirtschaftliche Krise verstärkt mit Zinsgeschäften. |
um 1414 | Einige Grangien am Südharz werden bei Auseinandersetzungen der untereinander zerstrittenen Grafen von Honstein mehrfach verwüstet. |
ab 1444 | Walkenried stößt große Teile seiner nun unrentablen Bergwerke samt Ländereien im und am Harz ab. |
1457 | Das Kloster wird unter den Schutz der Landgrafen von Thüringen, der Herzöge von Sachsen, der Markgrafen von Meißen gestellt. |
1468 | Walkenried hat seine Zinseinkünfte erweitert, einige Grangien verpachtet und sein Geschäftsfeld Geldwirtschaft gefestigt. |
1473 | Der Walkenrieder Prior ordnet das Klosterarchiv. Noch heute sind davon nahezu 1500 mittelalterliche Schriftstücke erhalten, vor allem im Staatsarchiv Wolfenbüttel. |
1476 | Das Kupfererzlager in direkter Nähe des Klosters soll zusammen mit den Grafen von Honstein ausgebeutet werden. Der zu geringe Metallgehalt lässt dieses Vorhaben schwinden. |
1487 | Die Grafen von Honstein werden Schirmvögte des Klosters. |
© Quelle http://www.kloster-walkenried.de Kloster Walkenried Zisterzienser Museum |
Für die weitere Geschichte und Informationen rund um das Zisterzienser Museum Kloster Walkenried finden sie auch auf der Webseite des: Zisterzienser Museum-Kloster Walkenried.
Hier finden Sie auch weitere Informationen rund um das Kloster, dem Museum und natürlich Programme und Veranstaltung. Ein Besuch der sich immer lohnt.
- Geschrieben von Hermann Hund zu Kirchberg (Hermann Hund zu Kirchberg)